#10 Die Weltherrschaft? Echt jetzt? Geheimen Bünden auf der Spur...
Shownotes
10 Die Weltherrschaft? Echt jetzt? Geheimen Bünden auf der Spur…
** Ein Gespräch mit Uta Wallenstein - wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Friedenstein Stiftung Gotha / Kustodie Münzkabinett und Antike **
Warum spielen Mumiensärge und die Mysterien des Alten Ägyptens bei den Freimaurern eine Rolle? Zirkel, Winkelmaß und behauene Steine? Was steckt hinter ihren Symbolen? Gibt und gab es in Gotha Freimaurer? Uta Wallenstein kennt die Antwort und erzählt wie sie sich gemeinsam mit einem Freimaurer der großen National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln und dem Forschungszentrum der Universität Erfurt in Gotha dem geheimnisumwobenen Thema genähert hat.
** RUBRIK: SPURENSUCHE ** Jetzt mal Butter bei die Fische! Wollen Illuminaten wirklich die Weltherrschaft? Stecken sie hinter Börsencrashs und Co.? Und wie unterscheiden sie sich eigentlich von den Freimaurern? Und was hat Gotha nochmal damit zu tun? In unserer Rubrik "Spurensuche" gehen wir diesen Fragen auf den Grund und entdecken dabei einen geheimnisvollen Lesezirkel.
** RUBRIK: MAL ERNST-HAFT** Die Freimaurer? Eine geheimer Männerbund? Das war einmal. Zu den verschwiegenen Bruderschaften haben sich in Deutschland heutzutage auch Schwesternschaften gesellt: Bundesweit gibt es mittlerweile 32 Frauenlogen mit rund 600 Mitgliedern. Die Großmeisterin der Frauen-Großloge von Deutschland Franka Dewies-Lahrs gibt uns einen Einblick. Sie erzählt, was die Trümmerfrauen damit zu tun haben, berichtet, was es bedeutet eine Freimaurerin zu sein und verrät, ob jede Frau eine von ihnen werden kann.
Transkript anzeigen
Gesamtskript Friedenstein-Funk: Folge 10
Gesamtskript Friedenstein-Funk: 09.10.2023
Gesamtskript Friedenstein-Funk: Jingle
Sprecher über Jingle:
Sprecher über Jingle: Hallo und herzlich willkommen beim Friedenstein-Funk, dem Podcast der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha. Von unserem Gothaer Schlosshügel funken wir hinaus in die Welt, nun schon zum sechsten Mal. Ihr hört Geschichten rund um den Friedenstein, aus Gotha und der großen weiten Museumswelt. Heute in unserer 10. Folge mit dabei…
Sprecher über Jingle: SFX ?
Sprecher über Jingle: … einem geheimnisvollen Lesezirkel.
Sprecher über Jingle: SFX ?
Sprecher über Jingle: … diskreten Schwestern im Zeichen des Logos
Sprecher über Jingle: Jingle
Susanne Finne-Hörr (SFH) Hallo und herzlich willkommen zum Friedenstein-Funk. Schön, dass ihr uns hört. Wir sind heute mit einem Thema am Start, das normalerweise eher in Blockbustern verarbeitet wird . Dan Brown zum Beispiel. Und worum sich sehr, sehr viele Mythen ranken. Es geht um Freimaurer und Illuminaten. Und eine, die sich da sehr gut auskennt sitzt neben mir: Uta Wallenstein. Hallo!
Susanne Finne-Hörr (SFH) Hallo und herzlich willkommen zum Friedenstein-Funk. Schön, dass ihr uns hört. Wir sind heute mit einem Thema am Start, das normalerweise eher in Blockbustern verarbeitet wird . Dan Brown zum Beispiel. Und worum sich sehr, sehr viele Mythen ranken. Es geht um Freimaurer und Illuminaten. Und eine, die sich da sehr gut auskennt sitzt neben mir: Uta Wallenstein (UW) Hallo. Grüß dich, Susanne.
SFH: Hallo Uta, Du bist wissenschaftliche Mitarbeiterin bei uns an der Stiftung, Stiftung Schloss Freudenstein, und Kustodin für den Bereich Münzkabinett, Antike. Und du bist der Kopf hinter der Ausstellung, die jetzt gerade zu Ende geht, “Freimaurer und Mysterien Ägyptens in Gotha”. Im Herzoglichen Museum war das. Und ich, ich bin Susanne Finne-Hörr und ich mache mich jetzt mit Uta gemeinsam auf den Weg, diesen geheimnisvollen Schleier, der über den Freimaurern und den Illuminaten liegt, etwas zu lüften. Ja, wollen sie die Weltherrschaft? Symbole? Was ist das? Können wir die Bedeutung irgendwie entschlüsseln?
SFH: Uta, wie macht man eigentlich eine Ausstellung zu einem Thema, das ansich geheim bleiben möchte?
UW: Ja, das Thema ist an sich unheimlich spannend, das ist ganz klar, das fasziniert die allgemeine Menschheit, kann man sagen. Also jeder hat schon mal irgendwas von Freimaurern, Illuminaten gehört. Ausschlaggebender Punkt für mich als Kuratorin war natürlich, für die Jahresausstellung 2023 ein spannendes Thema zu finden, eben dieses – im Zusammenhang auch mit Mysterien Ägyptens. Und es ist natürlich, auch wenn man so ein Thema bearbeitet, unheimlich faszinierend für den, der in die Tiefe eindringt. Gerade Freimaurerei und Illuminaten geben da viel her und das Thema oder auch die Ausstellung hat natürlich ihren berechtigten Platz in Gotha. Da unter Herzog Ernst II- von Sachsen-Gotha-Altenburg tatsächlich über einige Jahre in Gotha eine Zentrale sowohl für die Freimaurerei, auch für den Illuminaten Orden war.
SFH: Und du hast dir jetzt auch Expertise ins Boot geholt, also auch von Experten, die es wissen müssen. Da war die Mutter Loge. Wer genau war da dabei, der uns geholfen?
UW: Ja, also ich habe gedacht von Anfang an, also es kann nicht einfach so sein, dass ich mich einarbeite, indem ich darüber lese und mich vertiefe, wissenschaftlich. Ich muss einen Freimaurer zur Seite haben, mit dem man sich inhaltlich auch austauschen kann und habe diesen eben gefunden in der großen National Mutterloge zu Berlin, zu den drei Weltkugeln: Stefan Sarrach, der ein toller Fachberater war für mich.
SFH: Und wenn man jetzt zum Beispiel in Gotha durch den herzoglichen Park läuft, dann wird man vielleicht feststellen, wenn man sich ein bisschen auskennt, dass hier auch ein Freimaurer am Werk war, wo kann man das erkennen, dass in Gotha diese Geschichte da ist?
UW: Ja, da muss man halt zu den Quellen vordringen. Johann Wolfgang von Goethe hat einst berichtet, dass er mit dem Herzog durch diesen Garten gegangen ist und hat uns überliefert, dass dieser Garten so aufgebaut war, dass er hermetisch abgeriegelt war. Also nicht für die Öffentlichkeit, dass man durch verschiedene Partien streifen musste bis an das Ende des Gartens zu gelangen, innerhalb des Rundgangs und spricht von Vorhöfen, Tempeln und Allerheiligsten.
SFH: Merkur Tempel steht in der Ecke, dem es auch ein Teil deiner Ausstellung gewidmet.
UW: Ja, Merkur Tempel ist natürlich ganz zentral auch für den Herzog gewesen, als Tempel für eine Kultfigur im Sinne der Freimaurer. Mercurius inferus. Und das ist also eine Komposit-Gottheit, könnte man sagen, zusammengesetzt aus einer altägyptischen Vorlage Hippokrates und griechisch-römischer Gottheit, also Merkur bzw griechisch Hermes. Und da dieser Gott in der Darstellung auch ein Schweigegeste vollzieht, indem er den Zeigefinger vor dem Mund legt, war er für Ernst II. die Paradegottheit.
SFH: Und jetzt noch mal zu Ernst dem Frommen oder bzw. Ernst, dem II.. Wir sind viel später, im 18. Jahrhundert. Der hat eine Freimaurerloge gegründet. Und war er auch Illuminat?
UW: Ja, sagen wir es mal so: In Gotha ist also die Loge 1774 begründet worden, nicht durch den Herzog, sondern durch eine Schauspieltruppe um Abel Seiler – ganz bekannt, also eine fahrende Schauspieltruppe, die dann eine Festanstellung am Gothaer Hof bekommen hat unter Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg. Und genau diese Schauspieler kamen also von Hamburg über Weimar nach Gotha und waren allesamt schon Freimaurer.
SFH: Ekhof war das auch… nach dem das Ekhof-Theater benannt ist?
UW: Richtig, Konrad Ekhof zählte eben zu dieser Schauspielgruppe und war der erste Meister vom Stuhl, nachweislich, als die Loge gegründet wurde in Gotha. Und der Herzog und sein Bruder, Prinz August, traten also auch 1774 noch der Loge bei im Oktober.
SFH: Und wie ist das mit den Illuminaten? Waren die auch da? Gibt es die in Gotha? Gab es die?
UW: Gab es eine gewisse Zeit, muss man dazu sagen. Eine sehr zeitlich eingeschränkte Periode umfasste das innerhalb der Geschichte der Freimaurerloge. In den Jahren 17 83 bis 87 existierte also parallel ein aktiver Illuminaten-Orden. Die wichtigsten Mitglieder der Loge waren gleichzeitig auch Illuminaten, eben auch der Herzog und sein Bruder zum Beispiel. Und der Unterschied war eben, dass die Illuminaten eine politische Agenda hatten, hingegen die Freimaurer sich in ihren Logen bewegten und nach außen zwar gesellschaftlich auch sozial wirkten, aber eben nicht diesen, diesen weiten Blick hatten.
SFH: Claudia Klein hat sich auch auf den Weg gemacht, um dieses Knäuel Illuminaten und Freimaurer ein bisschen zu entwirren. Da wird es jetzt geheimnisvoll, da geht es um Hieroplois, Syrakus, Lykopolis, das liegt alles in der Provinz Ionien, und auch es geht nur um einen ominösen Spartakus als Haupt und Anführer. Und zwar alles hier direkt vor unserer Haustüre in Thüringen. Hier gab es nämlich eben nicht nur die Freimaurer, wie Uta ja gerade schon gesagt hat, sondern noch einen anderen Orden. Und der nächste Beitrag bringt Licht in die Sache.
Sprecher über Jingle:
Sprecher über Jingle: „Spurensuche“
F:
F: Ja genau! Hieropolis, Syracus und Lycopolis liegen in der Provinz Ionien. So sahen es zumindest die Illuminaten am Ende des 18. Jahrhunderts hier in Gotha.
M:
M: Kein Witz! Die Illuminaten, der wohl berühmteste Geheimbund aller Zeiten, hatte 1783 sein Hauptquartier ausgerechnet nach Gotha verlegt… Geheimschriften, Decknamen, codierte Ortsbezeichnungen und sogar eine eigene Zeitzählung inklusive.
F:
F: Und seitdem – das weiß ja jedes Kind! – stecken die Illuminaten hinter Börsencrashs, spektakulären Morden und Terroranschlägen… ähm… wer denn sonst?!?
M:
Spiritus Rector und Drahtzieher dieses Geheimbundes war ein gewisser Adam Weishaupt, ein Professor aus Ingolstadt. Deckname: Spartacus. Doch was hatte Weishaupt im Sinn? Die Weltherrschaft an sich zu reißen? Revolutionen anzuzetteln? Die Menschheit auszuwechseln?
Dr. Markus Meumann ist der wissenschaftliche Geschäftsführer des Forschungszentrums Gotha und Mitglied der Arbeitsstelle Illuminatenforschung. Er hat sich intensiv mit dem Geheimbund beschäftigt und dessen Schriften studiert. Und… er bringt uns auf den Boden der Tatsachen zurück:
O-Ton Meumann 1:
O-Ton Meumann 1: Die Gründungsidee des Illuminatenordens war zunächst mal ganz bescheiden. Weishaupt interessierte sich für die neuen Ideen der Aufklärung, wie sie vor allen Dingen aus Frankreich kam, aber natürlich auch in Deutschland. Und er war Professor für Kirchenrecht an einer stark jesuitisch geprägten Universität. Da durfte er das einfach nicht lesen, das stand alles auf dem Index. Und also hat er eine kleine Gruppe von fünf Studenten um sich geschart, mit denen er sozusagen einen Lektürekreis gegründet hat, wo er das dann im Geheimen eben doch gelesen und diskutiert hat. Und daraus entstand dann relativ bald die Idee, junge Männer, die sich auf Ämter im Staatsdienst vorbereitet haben, mit der Aufklärung vertraut zu machen, dass die, wenn sie dann später in diesen Ämtern sind, eben im Sinne der Aufklärung regieren. Also nicht mehr einfach nur das machen, was der Fürst ihnen sagt, sondern eine vernünftige, aufgeklärte Regierungsweise verfolgen. Und auf diese Weise sollte so das ganze Herrschaftssystem dieses europäischen Ancien Regimes verändert werden. Aber nicht durch Umsturz, sondern im Grunde durch bessere Erziehung.
F:
Wie enttäuschend! Nur ein zahmer Lesezirkel, der Rousseau und Voltaire liest und von der Gleichheit aller Menschen träumt? Kein Umsturz? Keine Weltherrschaft? Ging es Adam Weishaupt nur um Erziehung und Bildung oder was trieb ihn an? Markus Meumann:
O-Ton Meumann 2:
O-Ton Meumann 2: Bei ihm selbst war schon die Idee, wenn jetzt genügend Menschen und Männer – es geht natürlich im Wesentlichen um Männer – wenn genügend Männer in diesen Regierungspositionen nach den Ideen der Aufklärung handeln, dann brauchen wir irgendwann keine Herrschaft mehr. Und damit wären natürlich der Fürstenstaat und die Fürstenherrschaft obsolet gewesen.
F:
F: Aha! Also doch! Abschaffung aller Herrschaft… nur eben mit subtileren Mitteln. Und das erforderte strengste Geheimhaltung, klar! Um das Gesamtsystem nicht zu gefährden, sollte niemand zu viel wissen. Doch wie immer trieb diese Geheimhaltung schnell ihre Blüten.
O-Ton Meumann 3:
O-Ton Meumann 3: Diese Notwendigkeit, die Aktivitäten strikt geheim zu halten, die kam eigentlich schon aus dieser kleinen studentischen Lektüregruppe heraus, weil man eben nicht entdeckt werden durfte, sonst hätte Weishaupt sein Amt als Professor verloren. Also musste er es strikt geheim halten. Und um diese Geheimhaltung zu gewährleisten und zu organisieren, als man dann plötzlich sehr viel mehr Mitglieder hatte, musste man halt ein System einführen. Und das heißt, jeder sollte nur ein paar seiner Mitbrüder sowie seinen jeweiligen vorgesetzten Oberen kennen, aber nicht die Oberen, die dahinterstehen. Das war auch dann Schutz für Weishaupt, dass ihn allenfalls diese örtlichen Oberen kennen, aber nicht die einfachen Mitglieder. Denn er saß ja weiterhin in Ingolstadt und war bis 1785 dort Professor. Und ab den 1780er Jahren hat sich der Orden halt unglaublich schnell ausgebreitet.
F:
Und so entstehen nicht nur Hierarchien und Strukturen, sondern auch ein ganzes Decknamensystem, das seine Anleihen in der Antike macht: Aus Ingolstadt wird Eleusis, aus Erfurt Lycopolis, aus Weimar Hieropolis und aus Gotha Syracus. Die Ordensprovinzen erhalten griechische Namen, die Mitglieder wählen sich Ordenspseudonyme, ein neuer Kalender wird eingeführt. In dieser Geheimsprache gehen nun verschlüsselte Korrespondenzen hin und her. Sollten sie abgefangen werden, weiß niemand so recht, wer wann und worüber spricht.
Und so entstehen nicht nur Hierarchien und Strukturen, sondern auch ein ganzes Decknamensystem, das seine Anleihen in der Antike macht: So zumindest die Theorie. Doch der Orden ist zerstritten und die bayerischen Behörden kommen Weishaupt auf die Schliche. Sie halten nichts von seiner Idee eines „Vernunftstaates“. 1785 werden die Illuminaten in Bayern verboten.
O-Ton Meumann 4:
O-Ton Meumann 4: In der Folge kommt es dann zu Hausdurchsuchungen bei einigen Mitgliedern des Ordens. Und da findet man eben diese Briefe und diese Korrespondenzen und diese Ideen. Und das wird natürlich dann schon als Anschlag auf das herrschende Regierungssystem betrachtet.
F:
F: Weishaupt muss Bayern verlassen. Nach einem Zwischenstopp in der Freien Reichsstadt Regensburg – bzw. in Corinth – kommt er nach Gotha – nach Syracus. Hier regiert Ernst der Zweite von Sachsen-Gotha-Altenburg und der ist nicht nur Freimaurer, sondern seit Januar 1783 auch Mitglied und seit 1785 sogar Nationaloberer des Illuminatenordens. Ernst bietet dem flüchtigen Ordensgründer Asyl und eine Pension, mit der er seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Am Fuß des Schlossbergs bezieht Weishaupt ein geräumiges Stadthaus und macht sich daran, seine aufklärerischen Ideen von Gotha aus zu verbreiten… im Geheimen selbstverständlich.
O-Ton Meumann 5:
Das ist aber just der Moment, wo dann diese Schriften erscheinen, die bei diesen Hausdurchsuchungen gefunden worden sind. Und da wird dann natürlich sehr schnell klar, dass Weishaupt der Gründer des Ordens ist. Und zugleich gibt es in diesen Schriften Briefe von Weishaupt, da geht es um eine Abtreibung, die er versucht hat in die Wege zu leiten. Und die diskreditieren Weishaupt persönlich unheimlich. Und das ist eigentlich mit der Grund, warum man dann tatsächlich sagt: Jetzt wissen alle: Das ist der Ordensgründer, der ist so diskreditiert, also können wir diesen Ordnen in dieser Form eigentlich nicht weiterführen.
F:
F: Kaum in Gotha angekommen, ist also schon wieder Schluss. Für Weishaupt und für den ganzen Orden. Adé Hieropolis, Corinth und Syracus! Vorbei der hehre Traum einer aufgeklärten Herrschaft! Weishaupt und seine Mitstreiter hatten Goethe und Herder angeworben. Der berühmte Freiherr von Knigge hatte die Ordensideen an liberalen Fürstenhöfen verbreitet. Doch Weishaupts Lebenswandel und sein schwieriger Charakter machen alles zunichte.
F: Im Sommer 1787 geht der Illuminatenorden sang- und klanglos unter. Da niemand die Strukturen kennt, verlieren alle den Überblick. Das System fällt in sich zusammen. Weishaupt setzt sich zur Ruhe und wird noch vier Jahrzehnte seelenruhig in Gotha leben.
M:
M: Der Illuminatenorden hatte nur 11 Jahre bestanden. Nun war alles vorüber, heimlich still und leise. Für einen Geheimorden nur folgerichtig, für seine ambitionierten Ziele allerdings ein höchst erstaunliches Ende… und das beschäftigt weiterhin die Phantasie der Menschen. Je unklarer und unerwarteter ein Ereignis, desto inspirierender wirkt es auf phantasiebegabte Geister.
F:
Als zwei Jahre später die Französische Revolution ausbricht, sind die Schuldigen schnell gefunden: Die Illuminaten haben sie angezettelt! Ganz klar!
Als zwei Jahre später die Französische Revolution ausbricht, sind die Schuldigen schnell gefunden: Und dass die Vereinigten Staaten im gleichen Jahr wie die Illuminaten gegründet wurden, ist sicherlich auch kein Zufall.
Als zwei Jahre später die Französische Revolution ausbricht, sind die Schuldigen schnell gefunden: Verweist das amerikanische Wappentier – der Weißkopfseeadler – nicht direkt zurück auf Adam Weishaupt?!
Als zwei Jahre später die Französische Revolution ausbricht, sind die Schuldigen schnell gefunden: Kurzum, die Geheimcodes des Illuminatenordens scheinen auch nach dessen Untergang fortzubestehen. Man muss die Zeichen nur zu lesen wissen, glauben Sie nicht?
M:
Bleibt nur noch eine letzte Frage: Was haben die Freimaurer mit all dem zu tun?
O-Ton Meumann 6:
O-Ton Meumann 6: Aus der Sicht der heutigen Freimaurerei kann man ganz klar sagen, die Illuminaten waren keine Freimaurer. […] Die heutige Freimauerei legt aus nun auch nachvollziehbaren Gründen, weil sie natürlich nicht mit den ganzen Verschwörungstheorien noch zusätzlich in Verbindung gebracht werden wollen, Wert darauf zu sagen, das war keine wahre Freimauerei.
F:
F: Dann müssen wir das wohl akzeptieren. Aber… beim nächsten Börsencrash oder einem anderen unvorhersehbaren Ereignis… da überlegen Sie sich doch einmal, wer eigentlich dahinterstecken könnte?
Ich sage nur: Syracus!
Ich sage nur: Jingle
Gespräch:
SFH: Im Beitrag eben ist Markus Meumann schon zur Sprache gekommen. Er ist beim Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt, die auch eine wichtige Rolle jetzt für unsere Ausstellung gespielt hat. Sie war Kooperationspartner.
UW: Ja, also wie gesagt, im Vorfeld der Ausstellungskonzeption auch, in dieser Zeit schon bereits hatte ich mir überlegt: Also du musst einen Freimaurer kennen, der dich auch fachlich ein bisschen beraten kann. Und ganz wichtig Kooperationspartner Forschungszentrum der Universität Erfurt mit Sitz in Gotha. Die Wissenschaftler dort forschen also seit 2009 auch zu den Illuminaten Orten, sind die Kenner. Es gibt also in der Vergangenheit schon einige Projekte zusammen mit der Stiftung Schloss Friedenstein, wo man Kolloquien zusammen veranstaltet hat oder Vorträge gehalten wurden. Aber dieses Projekt, also dieses Forschungszentrum mit reinzunehmen, in eine Ausstellung ist völlig neu. Es ist ein Pionier Projekt, kann man sagen, was mir auch sehr viel Spaß bereitet hat, fachlich Auch die Zusammenarbeit war unkompliziert, sehr entgegenkommend, ein schönes Miteinander, so dass ich mich wirklich auch sehr freue, wenn der wissenschaftliche Begleitband dann also öffentlich vorgestellt wird. Zur Ausstellung, wo man sehen kann geballte Wissenschaft aktuell.
SFH: Das ist nicht nur normaler Katalog wie sonst Objekte ein bisschen mehr zu den Objekten, sondern das ist ein richtiger Klopper mit viel Wissenschaft drin.
UW: Ja, ja, das war von Anfang an klar. Das soll was anderes werden. Der Anspruch stand hoch. Wir haben also 21 Aufsätze allein in diesem Katalog, also einführende wissenschaftliche Beiträge und dann eben noch jedes Objekt einzeln beschrieben.
SFH: Den gibt es dann bei uns im Museumsshop und auch überall sonst im. Buchhandel.
UW: Überall.
SFH: Und die es gibt ja. Auch eine Arbeitsstelle am Forschungszentrum der Universität Erfurt. Und du hast die Ausstellung aber durch etwas ganz anderes noch bereichert. Du hast ja ein sehr fundiertes Wissen bezüglich der Antike, auch dem alten Ägypten. Wieso Mysterien Ägyptens. Also Auch Ernst II. hatte ja da offensichtlich ein großes Interesse dran. Das spiegelt sich in seiner Bibliothek wider. Aber was hat das mit den Freimaurern zu tun?
UW: Ja, Mysterien sind natürlich allumfassend, kann man sagen im Ägyptischen. Also wie du schon sagst, Literatur-mäßig gab es schon im 18. Jahrhundert umfangreiche Bestände in der herzoglichen Bibliothek zu dem Thema, die also Ernst II. schon als Erbprinz praktisch auch gelesen hatte. Und dann eben in der Zeit war das alte Ägypten, kann man sagen im 18. Jahrhundert, auch durch Romane, die publiziert worden sind, zu Mysterien-Kulten zum Beispiel, erst durch die antiken Schriftsteller, die man natürlich las schon im 18. Jahrhundert – wie zum Beispiel Herodot, der bereits im fünften Jahrhundert vor Christus Ägypten bereist hat, oder Apuleus, der einen Roman geschrieben hat zu den Mysterien der Isis, wie man in den Isis-Kult aufgenommen wurde und dadurch auch als Mensch, also geläutert wurde in seinem menschlichen Wesen und Charakter, indem er einen Titelheld Lucius beschreibt, der also nicht im guten Sinne gelebt hat. Da kann man sagen als junger Mann, so 16- bis 18-jährig, also von Neugier und Triebhaftigkeit gesteuert. Und so was musste natürlich auch göttlich bestraft werden, indem er in einen Esel verwandelt wurde, - um diese Mythologie mal darzustellen – und nur in dem er Reue, Buße zeigte, Prüfungen ablegen musste, umfangreiche Prüfungen, auch teils gefährliche Prüfungen und schließlich in den Kult der Göttin Isis eingeweiht wurde, wurde er zurück zu einem Menschen verwandelt.
SFH: Und das machen die Freimaurer auch? Die werden dann zurück in Menschen verwandelt?
UW: Nein, man muss das. Das ist alles sehr, sehr philosophisch und tief durchdrungen durch geistige Verarbeitung. Die Freimaurer haben eben gesucht in der Kulturgeschichte, ähnliche Verbände, wo man also auch mit Einweihungen gearbeitet hat, war. Innerhalb der Logen wird man ja in verschiedene Grade eingeweiht, ähnlich wie die Handwerker vom Aufbau her: Lehrling, Geselle, Meister. Das kennt also auch die Freimaurerloge schon im 18. Jahrhundert. Und jedes Mal muss man also einen Vervollkommnungs-Schritt innerhalb seiner Persönlichkeit, also Nachweise vorweisen. Und das wird eben so begutachtet, auch von der von den Logen-Mitgliedern, dass man also in einen höheren Grad erhoben werden kann. Und das hat man halt im antiken Bereich und besonders im ägyptischen Bereich gesucht und hat das durch die Schilderung antiker Autoren gefunden, also das tatsächlich im Zusammenhang mit Götter Einweihungen zum Beispiel in den Kult der Natur-Gottheit oder Mutter-Gottheit Isis solche Einweihungen Rituale stattgefunden haben.
SFH: Das spiegelt sich ja auch in der Ausstellung wider. Du hast da auch zwei Mumien Särge. Warum sind die da? Wie sind die symbolisch aufgeladen?
UW: Zum einen verdeutlicht, symbolisiert dieser Sarg eben, dass man sich mit dem alten Ägypten auseinandergesetzt hat und gerade auch mit der Vorstellung der alten Ägypter: Es gibt ein jenseitiges, freudvolles Leben. Wo man dann stirbt, wird wiedererweckt und das Leben geht weiter im Jenseits, analog zum Diesseits. Und die Freimaurer haben im dritten, im wichtigsten Grad im Meistergrad eben dann auch eine Initiation/Einweihung, dass man ein symbolischen Tod sterben muss, um als geläuterter Mensch wieder aufzuerstehen im Sinne der Freimaurerei. Weil man ist ja darum bemüht, sich sittlich moralisch ständig zu vervollkommnen in den Logen.
SFH: Würde ich erinnern, das hat ja alles so was sehr Geheimnisumwoben, Mythenhaftes.
SFH: Ich erinnere mich daran, vor ein paar Wochen war ja auch die das Bundes Direktorium da in der Loge. Wir durften da an einer Arbeitssitzung teilnehmen. Da hat auch der Großmeister dann die Sitzung mit einem Hammer eröffnet und wir durften ja ein bisschen plaudern, haben auch Fragen gestellt und eine Frage, die aufkam, war natürlich nach den Frauen. Es ist ja immer ein Männerbund gewesen, die Freimaurer, und sie sind dann auch so, Sse haben erzählt, aus dem Englischen kommt das „making good men better“, Also aus Männern bessere Menschen machen. Das fand ich etwas befremdlich, dachte aha, okay, nur die Männer. Sie haben dann auch gesagt, dass es wichtig ist, die Frauen einzubeziehen. Also bei der Aufnahme in den Bund ist es wohl so, dass die Ehefrau gefragt wird. Und ja, es gibt gemischte Logen, wohl auch da gibt es dann auch gemeinsame Vortragsabende. Aber die Ritual Arbeit, die läuft immer getrennt ab. Es gibt reine Frauen Logen und Dagmar Trüpschuch, die hat mit einer gesprochen, mit der Großmeisterin der Frauen-Großloge von Deutschland.
Sprecher über Jingle:
Sprecher über Jingle: Mal Ernst-haft
Sprecher über Jingle: Anmoderation
Johanna: Bis heute gelten die Freimaurer als reine Männerbünde. Viele sind überrascht, zu hören, dass es auch Freimaurerinnen gibt. Und das schon lange, lange bevor die deutsche Regierung 1977 Frauen erlaubte, ohne die Erlaubnis ihrer Ehemänner arbeiten zu gehen. Wie ihre Brüder leben die Schwestern die freimaurerischen Werte „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität“, setzen in ihren Diskursen jedoch eigene Themen. Doch wer sind sie – diese Freimaurerinnen? Eines ihrer bekanntesten Gesichter ist die Sängerin und Tänzerin Josephine Baker, die 1960 Mitglied in der Loge „Nouvelle Jérusalem“ der Frauengroßloge „Grande Loge Féminine de France“ wurde. Und die vielen anderen Frauen? Was treibt sie an? Franka Dewies-Lahrs ist Großmeisterin der Frauengroßloge von Deutschland mit Sitz in Berlin. Sie gibt uns Einblicke in die Welt der Freimaurerinnen.
Johanna: Jingle
Franka Dewies-Lahrs: Ich bin Freimaurerin weil ich es liebe, mich mit ganz verschiedenen Frauen regelmäßig auf gleicher Ebene auszutauschen. Ich genieße es, dass Status, Titel, das Alter und ähnlich gesellschaftlich übliche Unterscheidungen bei unseren Zusammenkünften außen vor bleiben“,
Johanna: … sagt Franka Dewies-Lahrs. Seit 2008 ist sie Freimaurerin und Mitglied der Frauenloge „Stella Luminis“ in München. Die andern Frauen in der Loge nennt sie ihre Schwestern. Ihr Alter, ihr Beruf, wie und mit wem sie lebt, ist in diesem Zusammenhang gleich – denn in der Loge sind alle Menschen gleich, gleich ob Professorin oder Erzieherin, gleich ob 21 oder 73 Jahre alt – auch Herkunft und Religion spielen keine Rolle. Und das ist einer der Gründe dafür, warum sich Franka Dewies-Lahrs den Freimaurerinnen angeschlossen hat.
Franka Dewies-Lahrs: Ich habe den ersten Kontakt zu Freimaurerinnen gehabt schon während des Studiums, Ende der 1970er Jahre in Norddeutschland. Und mir hat damals das alles schon gut gefallen. Und dann sind wir aber beruflich nach München, nach Ende des Studiums und da gab es so was Vergleichbares nicht. Also keine Frauen, die sich untereinander mit Freimaurerei beschäftigen. Und dann habe ich 2006 eigentlich durch Zufall erfahren, dass es in München einen Arbeitskreis gibt von Frauen, die die Absicht haben, dort eine Loge zu gründen. Und das war was für mich.
Franka Dewies-Lahrs: Mich fasziniert, dass dort Frauen, die sich sonst nie begegnet wären, das ist ja das Typische in der Freimaurerei, gleichberechtigt begegnen, dass also da auf gleichberechtigter Ebene miteinander gesprochen wird, dass wir uns über etwas komplexere Themen unterhalten und jede von uns darf dort bleiben, wo sie ist, darf ihre Meinung letzten Endes auch äußern. Es wird zugehört. Und diese Diskurskultur, die gefällt mir enorm.
Dagmar: Sind Sie deswegen Freimaurerin geworden?
Franka Dewies-Lahrs: Es ist nicht nur die Diskurskultur, sondern das Weltbild der Freimaurerei gefällt mir auch sehr gut: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. Wobei der Begriff Brüderlichkeit bei uns Frauen natürlich diskutiert wird. Wir haben aber noch keinen besseren gefunden.
Johanna: Wir machen einen Zeitsprung und gucken auf die Anfänge der Frauenlogen. Die erste Frauenloge wurde 1949 in West-Berlin gegründet. Durch die Insellage der Stadt sollte es fast 30 Jahre dauern bis weitere Frauen den Kontakt zu den ersten Freimaurerinnen gefunden hatten. Erst Mitte der 1970er-Jahre traten Frauen aus Düsseldorf und Wetzlar mit den Berlinerinnen in Kontakt und besuchten fortan einmal monatlich die Treffen bis sie ihre eigenen Logen in Düsseldorf und Wetzlar gründeten. 1982 war auch die Zeit für eine Frauen-Großloge gekommen.
Dagmar: Frau Dewies-Lahrs, wer waren denn diese Frauen der ersten Stunde?
Franka Dewies-Lahrs: Soweit ich das recherchieren konnte, waren es mehr oder weniger die Berliner Trümmerfrauen. Ich habe für einen anderen Vortrag recherchiert und es gab in Berlin eine Gruppe von Frauen, die von Brüdern unterstützt wurde und die auch in den Organisationen der Brüder eingebunden waren. Und da hat 1949 schon eine Frau einen Artikel geschrieben in der Mitgliederzeitung. Und ich habe mir den Text mal aufgeschrieben. „Zehntausende von Frauen arbeiten in Berlin an der Beseitigung der Trümmer und am Wiederaufbau unserer Stadt. Hunderte haben sich nun zusammengeschlossen, um die geistigen Trümmer zu beseitigen und innerhalb der Freimaurerei für die Wiedererweckung echter Humanität zu arbeiten.“
Dagmar: Doch woher wussten die Frauen von der Freimaurerei, die ja über Hunderte von Jahren reine Männerbünde waren?
Franka Dewies-Lahrs: Also zum Teil waren es natürlich Frauen von Freimaurern. Und es war ja schon immer so mal waschen oder was organisieren durften die Frauen ja auch damals schon. Gehörte ja dazu. Es gab sogar Gruppen von Frauen von Freimaurern, die sich regelmäßig getroffen haben. Das Interessante war allerdings, dass die damals in Berlin erst die Frauen von Freimaurern gefragt haben. Da war das Interesse relativ gering. Und dann haben sie eine Anzeige in die Zeitung gesetzt und da ging es eigentlich erst los, weil viele von den Frauen eben nicht mit Freimaurern verheiratet sind. Und die erfahren dann jetzt überwiegend übers Internet davon. Nun ich hatte ja schon gesagt, die ersten Frauen sind von Brüdern unterstützt worden.
Johanna: Heute hat jede Loge ihre eigene Webseite, zwei Freimaurerinnen haben den Podcast „Aus der Bauhütte“, es gibt Gästeabende, an denen Frauen teilnehmen und die einzelnen Logen kennenlernen können – das hört sich nicht nach einem Geheimbund an, ein Vorurteil, das immer wieder genannt wird. Oder etwa …?
Dagmar: Frau Dewies-Lahrs, sind Sie Mitglied in einem Geheimbund?
Franka Dewies-Lahrs: Freimaurerei ist nicht geheim in dem Begriff, so wie man ihn heute verwendet. Man kann eher sagen, die Freimaurerei ist eine diskrete Gesellschaft. Also wir machen ja in dem Sinne keine große Werbung. Und wir sagen das, was innerhalb der Logen geschieht, das bleibt unter uns. Da sind wir aber auch nicht ungewöhnlich. Das machen ganz viele Gruppen. Dass sie sagen, wir gehen nicht an die Öffentlichkeit, wir posten nicht bei Facebook, wer noch bei der Veranstaltung gewesen ist und wer was gesagt hat oder so was. Insofern ist die Freimaurerei diskret. Aber es ist eigentlich nichts geheim.
Johanna: Heute, fast 75 Jahre später, gibt es bundesweit 32 Frauenlogen mit rund 600 Mitgliedern. Es gibt Frauenlogen europaweit, über die USA bis nach Afrika. Und die Logen sind so unterschiedlich wie die Mitglieder, die sie gestalten. Sie gelten als geistige Werkstatt, um den Horizont zu erweitern. Ihre Werkzeuge sind Zirkel und Winkelmaß. Mit dem rauen Stein sind sie die bekanntesten freimaurerischen Symbole.
Dagmar: Frau Dewies-Lahrs, was ist die Loge für Sie? Und ich schließe gleich noch eine zweite Frage an. Was hat es mit den viel zitierten Ritualen auf sich?
Franka Dewies-Lahrs: Eine Loge ist ein Ort, an dem sich Menschen, die sich sonst nie begegnet wären, austauschen und voneinander lernen können. Rituale, die halten uns zusammen. Also sie sind identitätsstiftend. Weitgehend bestehen die Rituale aus Wechselgesprächen, in denen wir uns unsere Werte regelmäßig bewusst machen. Und im Mittelpunkt jeder unserer rituellen Arbeiten, die wir Tempelarbeit nennen, steht ein Vortrag. Eine unserer Schwestern hat sich Gedanken gemacht über irgendein Symbol, ein philosophisches Thema und stellt uns das vor.
Dagmar: Nun sind Sie ja in einer Frauenloge. Doch zu den Werten der Freimaurerei gehört ja auch das Wort „Gleichheit“. Wieso dann also Männerlogen und Frauenlogen, wenn doch alle Menschen gleich sind?
Franka Dewies-Lahrs: Wir wären gerne so gleich. Also für mich ist diese Gleichheit ein Ziel. Wir sind aber meines Erachtens noch relativ weit davon weg. Und wenn ich so erlebe, wie Frauen und auch wie Männer agieren in gemischten Gruppen, dann ist das für die Prozesse, die in den Logen laufen, wo die Selbsterkenntnis ja auch eine ganz wichtige Rolle spielt, dann sind diese Anwesenheiten manchmal durchaus hinderlich, weil die Leute sich dann nicht mehr so öffnen, wie es sinnvoll wäre. Und ich glaube, das gilt für Männer und für Frauen.
Dagmar: Gibt es denn auch gemischte Logen?
Dagmar: Es gibt auch gemischte Logen. Also meines Wissens wurden die gemischten Logen wesentlich gegründet, um Ehepaaren das gemeinsame freimaurerische Arbeiten zu ermöglichen. Und dafür finde ich das auch sehr gut. Aber das war bei mir nicht gegeben. Und ich habe mich auch relativ früh, ja gut, ich meine, wenn man weiß, wie alt ich bin, dann weiß man, dass ich in der Frauenbewegung auch geprägt worden bin. Ich habe mich dann sehr früh mit so Themen wie Koedukation, wie verhalten sich Frauen, wenn Männer dabei sind? Wie verhalten sie sich, wenn keine Männer dabei sind? Und da war für mich relativ schnell klar, dass für mich persönlich nur eine Frauenloge in Frage kommt.
Dagmar: Kann denn jede Frau Freimaurerin werden?
Franka Dewies-Lahrs: Freimaurerin kann werden jede freie Frau.
Dagmar: Eine freie Frau?
Franka Dewies-Lahrs: Eine freie Frau ist ursprünglich eigentlich nur keine Leibeigene gewesen. Heute ist die Leib-Eigenschaft abgeschafft. Wir erwarten eigentlich von den Frauen, dass sie über ihr Leben selbst bestimmen können in gewissem Sinne, eine gewisse Unabhängigkeit. Innerlich und auch in gewissem Sinne finanziell unabhängig, was aber jetzt nicht bedeutet, dass sie alle riesige Berufe mit viel Geld haben müssen. Aber sie sollten unabhängig sein. Das sind die meisten Frauen heute. Frauen sollten in stabilen Verhältnissen leben. Damit sie auch dann die Verpflichtungen in der Loge erfüllen können. Die Logen leben davon, dass die Frauen regelmäßig an den Veranstaltungen teilnehmen.
Johanna: Die Schwestern treffen sich je nach Loge alle zwei Wochen bis wöchentlich. Gästeabende finden einmal im Monat statt. Auch das handhabt jede Loge individuell. Interessierte Frauen können über das Internet Kontakt mit den Logen aufnehmen und einen Gästeabend besuchen. Dort steht ein Vortrag im Mittelpunkt, über den diskutiert wird. Ungefähr ein Jahr lang beschnuppern sich Freimaurerinnen und Interessentinnen. Passt es? Passt es nicht? Und wenn die Chemie stimmt, wird die Interessentin in den Kreis der Schwestern aufgenommen.
Dagmar: Frau Dewies-Lahrs, Sie sind ja nun schon seit 15 Jahren aktive Freimaurerin. Wie wirkt sich das auf Ihr Privatleben aus?
Franka Dewies-Lahrs: Ich habe Menschen kennengelernt, die ich sonst nicht kennen würde. Ich habe mich mit Frauen angefreundet, die ich sonst nie kennengelernt hätte. Ich beschäftige mich mit philosophischen Themen. Das hätte ich wahrscheinlich sonst auch nicht angefangen. Also ich glaube, es bereichert mein Leben.
Franka Dewies-Lahrs: Jingle
Franka Dewies-Lahrs: Gespräch
SFH: Im Beitrag eben, da ging es ja auch schon um Zirkel und Winkelmaß. Das sind jetzt die bekanntesten Symbole der Freimaurer. Und du hast in deinem ersten Ausstellungs-Kapitel , Uta, auch ein bisschen versucht, Licht in das Dunkel zu bringen, was sich hinter den Symbolen verbirgt. Kannst du das erklären? Was soll das mit dem Winkelmaß und Totenschädel sind da auch zu sehen. Vielleicht kannst du das ein bisschen erklären.
UW: Ja bei der Konzipierung dieser Ausstellung natürlich von vornherein klar. Man muss für die Besucher aus mir eine Einführung geben. Was sind denn Freimaurer? Man kann nicht sofort mit dem Hauptthema Ägypten Bezug beginnen und deswegen gibt es eine Einführung in das 18. Jahrhundert, als die Logen gegründet wurden. Durch das Startdatum ist 1717 als eine Großloge in London gegründet wurde durch den Zusammenschluss von vier Logen. Dann breitete sich die Freimaurerei also europaweit aus, auch bis nach Nordamerika. Also im großen Umfang breitete sich diese aus und von Anfang an arbeiteten die Freimaurer mit Symbolen, und zwar nicht nur mit wenigen Symbolen, sondern man arbeitet mit vielen Symbolen. Und das macht das Ganze eben spannend, muss ich sagen. Wenn man das mal rein gerochen hat, ist das faszinierend, weil man ideelle Vorstellungen, philosophische Vorstellungen anhand eines Bildes zusammenfasst. Und wenn man Freimaurer ist, schaut man auf ein Symbol und weiß damit sofort natürlich was anzufangen. Und man kann auch darüber in den Logen diskutieren philosophieren. Grundideal der Loge ist es ja, also Grundtendenz, dass ich jeder Mensch einzeln, also immer weiter fortbildet, charakterlich formt, charakterlich verbessert. Die Freimaurerlogen verstehen sich als Schule der Weisheit und der Lehre und auch der Humanität. Und Winkelmaß und Zirkel sind also die bekanntesten Symbole als Kombination. Das Winkelmaß steht für das gerechte Leben, das rechtschaffende Leben, das richtige Leben des Freimaurers. Der Zirkel umschreibt sein Verhältnis zur Umgebung, wie er sich seinen Brüdern oder auch der Gesellschaft gegenüber verhält und wen er also in seinen näheren Umkreis auch einbeziehen möchte.
SFH: Und du hast auch erzählt von einem unbehauenen Stein. Wir sind unbehauene Steine.
UW: Ja, die Freimaurer arbeiten praktisch - die Arbeit ist typisch für die Loge im ideellen Sinne an einem Tempel der Humanität im Sinne dieses menschlichen, Menschenfreundlichen, weil die Logen wir trotz unterschiedlicher ethnischer Herkünfte sein können, also bestimmte es gibt es keine Festlegung. Ich muss in der Loge jetzt nur Christ sein, sondern es kann eben auch ein Muslim oder Moslem dazukommen oder ein Jude auch gleichermaßen in der Loge im 18. Jahrhundert war das schon so, vom Grundgedanken her. Und auch diese moralischen Ansprüche gibt es also seit dieser frühen Zeit. Ja.
SFH: Und es stammt aus der Zeit der Aufklärung Brüderlichkeit, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz.
UW: Toleranzgebot ist ganz wichtig, muss man sagen, neben dem Weisheits-Gebot und dass man auch soziale Unterschiede zulässt in den Logen, das war ein Zweck der Sache. Man konnte sich dort also begegnen, unabhängig davon, ob man jetzt Herzog war, örtlich war oder ein Bürgerlicher war, konnte man also auch zu Themen der Aufklärung diskutieren und gleichermaßen auch Ämter innerhalb der Loge bekleiden.
SFH: Gibt es in Gotha noch eine Loge?
UW: In Gotha gibt es keine Loge zurzeit.
SFH: Und weißt du, wie viele Freimaurer es in Deutschland ungefähr noch gibt? Ich habe irgendwas gelesen von 14.000 oder sogar weltweit ein paar Millionen oder so.
UW: Das kann schon stimmen. Also weltweit.
SFH: Genau. Ja, also ich habe in dem Katalog gelesen, dass jeder Bruder den anderen ausreden lässt und ihn nicht unterbricht. Ich hoffe, wir haben jetzt dementsprechend uns durch den Podcast hier gehangelt. Wir sind auch schon am Ende angekommen.
UW: Ja, ich muss sagen, leider, ich könnte noch viel mehr erzählen. Es ist so viel Spannendes, aber wir haben ja diesen wissenschaftlichen Begleitband, da kann man noch sehr, sehr viel nachlesen. Kann man nur empfehlen. Das ist eigentlich schon fast ein Nachschlagewerk. So kann man es bezeichnen. Und Freimaurerei ist total spannend.
SFH: Ja, das stimmt. Also danke schön. Schön, dass ihr reingehört habt und dann bis bald in der nächsten Folge des Friedenstein-Funks.
UW: Ich danke Dir auch. Und Wiederhören.
UW: Jingle
Sprecher:
Sprecher: Und damit sind wir schon wieder am Ende unserer Sendung angekommen. Dies war die 10. Folge des Podcasts der Friedenstein Stiftung Gotha. Konzipiert und geschrieben von Susanne Finne-Hörr, Claudia Klein und Dagmar Trüpschuch. Es sprachen Johanna Zehendner und Oliver Brod, der auch die Beiträge editiert und gemischt hat. Die Jingles komponierte Bertram Denzel, Boris Hajdukovic nahm das Interview auf. Wir arbeiten schon an der nächste Folge, die ihr ab November hören könnt. Wann genau? Abonniert uns doch einfach! Dann seht ihr sofort, wenn wir wieder für euch von unserem Schlosshügel senden. Wir freuen uns, wenn ihr dann wieder reinhört – in euren Friedenstein-Funk.
Sprecher: Endjingle
Neuer Kommentar