#15 Junge Kunst und Alte Meister
Shownotes
Kunst im Museum, das ist nichts Besonderes. Doch die Werke, um die es in unser heutigen Folge geht, sind brandneu, überraschend und sie stören. Wir zeigen Werke von sieben Künstlerinnen und Künstler, die sich mit unserem Jahresthema befassen: „S.O.S. Grünes Herz. Unsere Natur im Wandel“: eindringliche Werke, die die Absurdität unseres Konsums, den Umgang mit anderen Lebewesen und die Verzweiflung der jungen Generation in Szene setzen. Wir sprechen mit einem der Künstler: Simon Surjasentana hat für den Gothaer Niederländersaal das Gemälde „Generation - Echoes of Tomorrow“ geschaffen.
*** Beitrag 1 *** Neun junge Menschen im Niederländersaal schreien ihre Wut und Verzweiflung hinaus. Doch wie reagieren die alten Meister rundherum? Missverständnisse sind vorprogrammiert.
*** Beitrag 2 *** Der Klimawandel ist keine abstrakte Größe irgendwo an den Polkappen. Er findet bereits direkt vor unserer Haustür statt. Bäume verdursten oder sterben an Sonnenbrand. Wie man trotz aller Verzweiflung positiv und hoffnungsvoll auf den Klimawandel reagiert, zeigt eine Open-Air-Ausstellung im Schlosspark von Sanssouci in Potsdam. Wir haben sie uns angeschaut.
Sprecher: Bettina Kurth, Jens Schäfer
Absolut sehenswert sind auch die anderen Gemälde von Simon Surjasentana: https://www.simonsurjasentana.com/ https://www.instagram.com/simonsurjasentana/
Mehr Infos zur Ausstellung und zur Künstlerischen Intervention gibt es hier: https://www.stiftung-friedenstein.de/ausstellungen-und-veranstaltungen/sos-grunes-herz-unsere-natur-im-wandel
Hier findet ihr die Open-Air-Ausstellung im Schlosspark von Sanssouci: https://www.spsg.de/aktuelles/ausstellung/regeneration
Foto: SPSG Nicole Romberg
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Susanne Finne-Hörr: Genau, ein Therapie-Schreien sozusagen. Nach der Schule Aggression abbauen. Ja, du hast, du hast es ja gerade schon erwähnt andere Werke auch geschaffen, wo du auch relativ bekannt für geworden bist. Also es geht um. Du bist ja eigentlich gelernter Krankenpfleger und erst relativ spät zur Kunst gekommen. Also mit 30 Jahren, habe ich gelesen. Hast du dein Studium an der Bauhaus Uni begonnen und verarbeitest. Aber das, was du in deinem Beruf auf der Intensivstation kennenlernst, erlebst dann in den Bildern.
Simon Surjasentana: Ja, genau so ist es eigentlich. Ich male quasi meinen Alltag und das, was ich erlebe. Ich habe. 2009 mit der Ausbildung Krankenpfleger angefangen in 2012 fertig geworden und hatte das Glück, das sich direkt danach dann auf der Intensivstation. Nicht in Weimar, aber damals in Bad Oldesloe auf der Intensivstation anfangen durfte. Und da hat es dann auch mit der Kunst angefangen, zumindest mit der Kunst aus dem Klinikum. Also habe ich angefangen, dass ich so mein Nachtdienst, die Patienten, alles, was ich damals gesehen habe, erst in kleinen Skizzen und jetzt mittlerweile in großen Ölgemälden umsetze.
Susanne Finne-Hörr: Die waren auch im Thüringer Landtag ausgestellt und ich hatte auch das Gefühl, wenn ich mir die angucke, dass man sofort erfasst, so die Situation. Man bekommt so die Spannung mit oder die haben auch so coole Titel das man ich was war so ein Titel mal halt mal oder so.
Simon Surjasentana: Genau halt mal gab es oder ich seh es oder es sieht höher aus. Das sind meistens solche Aussagen von Personen, die das tatsächlich in dieser Situation gesagt haben oder gesagt haben könnten. Und ich glaube, das entscheidet meine Kunst auch von anderen, weil ich halt direkt in diesem Geschehen bin und auch zu dem Geschehen gehöre. Das heißt, das alles was ich erlebe, ist etwas, was ich persönlich mitbekomme und auch was, was ich halt kenne. Und dadurch sind diese Bilder, die ich mache, eigentlich sehr authentisch und kommen auch von mir raus. Und diese Titel seien so ein bisschen oder sind dazu da, auf die Menschen hinzuweisen, die dort auf den Bildern zu sehen sind. Wie auch jetzt bei dem neuesten Bild. Es geht halt mir meistens oder immer auch um die Menschen, die dort sind. Jetzt im Klinikum halt. Und meine Kollegen und Kolleginnen. Das ist das was, weswegen ich diese Ziele gewählt habe.
Susanne Finne-Hörr: Der jetzige Generation Generation House of Tomorrow ist auch super. Ich hab länger drüber nachgedacht, wie kann etwas wie ein Echo haben, was erst morgen passiert? Also wirklich. Also wir befinden uns ja im Herzoglichen Museum, haben wir ja schon mal gesagt, im Niederländersaal. Wenn man jetzt aus dem Museum rausgehen würde, dann wäre man im Gotha Schloss Park. Also es ist ein wunderschöner englischer Landschaftsgarten, einer der ersten auf dem europäischen Festland. Also 1765 ist er entstanden. Er ist mit Wörlitz einer der Ersten. Und wenn man da durchläuft, sieht man, dass es eben nicht mehr so ist wie früher. Viele von den Buchen sind kahl, zum Teil auch gefällt. Es ist eher ein trauriges Bild, was sich da, was sich darbietet. Feature-Beitrag „Re:Generation“ SPSG Oliver Moment mal, Susanne, genau, Schlosspark. Buchen. Wir haben hier gerade einen Beitrag von Claudia reinbekommen, die ist heute im Außendienst, unterwegs in Brandenburg. Sie ist in Potsdam, in Sanssouci. Mitte 18. Jahrhundert unter dem preußischen König Friedrich dem Zweiten angelegt… preußischer König. Und genau wie in Gotha gibt es hier auch zwei Gärten: den alten, barocken Garten und einen riesigen Landschaftsgarten im englischen Stil, der kam dann ein bisschen später dazu. Claudia Ja genau, Oliver. Sanssouci. Ist richtig. Aber im Moment gibt es hier auch jede Menge Baustellen. Pinke, orangene, gelbe Baustellenschilder, Absperrbänder, Infotafeln, Gerüste. Die informieren über Wasserknappheit, geschwächte Bäume, Heldbockkäfer, Pilzbefall und all die anderen Folgen der Extremwetter der letzten Jahre. Mittlerweile sind 80% der Bäume im Park geschädigt. Und viele von ihnen müssen in den nächsten Jahren gefällt werden. Also eigentlich ziemlich deprimierende Fakten, mit denen man hier konfrontiert wird. Oliver Kannst du in eine Ecke gehen, wo es ein bisschen leiser ist. Und vielleicht kannst die Parkbesucherinnen und Besucher fragen? Zu diesen Klimawandel-Sachen? Würden sie auch gerne schreien wie unsere aufgebrachten Jugendlichen im Niederländersaal oder wie ist das bei denen? Frau „Wir wissen, da wir aus der Region kommen, wie schlimm es hier mit dem Wasser ist und wie viele Seen schon kaputt sind oder ausgetrocknet. Das ist schon schlimm. Und Brandenburg wird versteppen irgendwann.“ Mädchen „Also im Sommer ist es halt ziemlich trocken bei uns. Und dieses Jahr hatten wir glaube ich spät Frost. Und deswegen haben wir nicht so viele Früchte im Garten.“ Mann „Und Bäume leben eben auch nicht ewig. Wird immer so vorausgesetzt, dass es selbstverständlich ist, dass ein Baum hunderte von Jahre alt wird. Das ist ja auch nicht so.“ Mann „Klar, Klimawandel ist ein sehr wichtiges Thema, klar. In den Gärten, die werden halt unter besonderer Beobachtung stehen und auch gepflegt werden. Also ich denke mal, hier geht es der Natur und den Bäumen sicherlich sehr gut.“ Frau „Ist ja unzweifelhaft, dass das passiert und es ist schrecklich, dass man so wenig dagegen tun kann als Einzelner. Aber totschweigen macht’s ja auch nicht besser.“ Oliver Also kann man sagen, Klimawandel ist DAS Thema im Park Sanssouci. Claudia Ja, absolut. Den ganzen Sommer über. Hier läuft nämlich eine Open-Air-Ausstellung. Und zu der gehören die Baustellenschilder in ihren grellen Farben. Bracht-Schubert „Ja, also das Thema Klimawandel und die Auswirkung des Klimawandels sind ja schon seit einigen Jahren bekannt, auch hier im Park. Und über einen längeren Zeitraum ist auch schon darüber nachgedacht worden, wie wir dieses Wissen, was jetzt über die letzten Jahre entstanden ist und auch die Probleme, die erkannt worden sind, wie wir das auch an die Besucherinnen und Besucher kommunizieren können. Und, genau, in dem Rahmen haben wir uns entschlossen, dieses Jahr die Ausstellung „Re:generation. Klimawandel im Grünen Welterbe“ bei uns im Park Sanssouci zu zeigen und auch im Rahmen des Veranstaltungsprogrammes eben die Inhalte an die Besucherinnen und Besucher zu bringen.“ Claudia Das sagt Stefanie Bracht-Schubert. Sie arbeitet für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten und ist die Projektkoordinatorin dieser ungewöhnlichen Ausstellung. Neben ihr steht Sven Kerschek, Garten- und Landschaftsarchitekt und schon sein ganzes Leben lang mit den Potsdamer Schlossgärten verbunden. Oliver Und? Was hat er da erlebt in der Zeit? Claudia Als er vor über 30 Jahren im Park anfing, mussten im Winter vielleicht so sechs oder sieben Bäume gefällt werden. Heute sind es 200 bis 300 pro Jahr! Herr Kerschek… Kerschek „Als wir 2018 das das erste Mal in der Intensität wahrgenommen haben, wo wir diesen trockensten Sommer aller Zeiten hatten und wo uns selbst das Unkraut vertrocknet ist im Park, da haben wir noch überlegt, wie wir hier etwas retten können. Was können wir tun, damit wir diesen Park retten können? Und wir mussten feststellen, egal was wir gemacht haben, was wir für Ideen hatten und die Ressourcen, die wir natürlich auch noch zur Verfügung hatten: Wir können fehlenden Niederschlag und erhöhte Sonneneinstrahlung nicht kompensieren. Und… sodass wir jetzt an einem Punkt sind, seit mehreren Jahren, dass wir sagen, okay, wir müssen akzeptieren, dass dieser Absterbeprozess im Garten in den seltensten Fällen aufzuhalten ist, sondern unser Fokus ist jetzt, wie wir diesen Garten wieder für zukünftige Generationen aufbauen können. Wir gehen davon aus, dass dieser Garten in zehn Jahren ein ganz anderes Gesicht hat, nämlich dass ein Großteil der Bäume nicht mehr da sein werden. Ja, zu unserem Entsetzen, aber wir können es nicht aufhalten.“ Bracht-Schubert „Dazu könnte man jetzt eben auch sagen, dass das ja ein Prozess bei den Kollegen im Garten war, eben diese Erkenntnis, wie stark die Auswirkungen im Park sind durch den Klimawandel und das eben auch so traurig und betroffen gemacht hat. Und diese gleiche Betroffenheit haben ja teilweise auch die Menschen, die sich mit dem Klimawandel an sich beschäftigen und die Angst, die dadurch eben entsteht. Und deswegen versuchen wir eben auch beides, also zum einen die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, zu sagen: „Hier gibt es ein großes Problem. Bitte hinschauen, nicht wegschauen, Und zum anderen eben auch Anregungen geben: „Was kann jeder Einzelne tun? Wie kann sich jeder Einzelne zusammenfinden und etwas Positives bewirken?, sodass man eben nicht resigniert, den Park wieder verlässt, sondern mit neuem Mut sozusagen und Elan.“ Kerschek „Genau. Deswegen gibt es ja dieses… Also, wir können einfach mal hier so drei Schritte zur Seite gehen und hier nach oben schauen. Da hinten sehen Sie so ein Verkehrsschildschild, wo den Leuten erklärt wird und hier wird das Thema „Sonnenbrand bei Buchen“ erklärt, dass man also genau da steht, dieses Schild hat und in die Krone hineinschauen kann und dort oben sehen wir die Sonnenbranderscheinungen in der Buchenkrone, wie die gesamte Rinde sich ablöst, will sich dort Pilzkörper, so circa in 15 Meter Höhe entwickeln und was natürlich dazu führt, dass mittelfristig in zwei bis drei Jahren diese gesamte, auch wenn es jetzt noch grün aussieht, die gesamte Krone absterben wird, weil die Leitbahnen sind hinter der Rinde, die verschwinden Stück für Stück. Der Baum stirbt immer weiter ab und der Baum stirbt uns von oben weg.“ Oliver Sonnenbrand bei Buchen! Das ist eine absolut bizarre Vorstellung aber auch ein sehr treffendes Bild. Kerschek „Das ist schon traurig. Und wenn man dann weiß… so in meinem Fall, ich meine, ich habe jetzt über 30 Jahre für diese Gärten und für den Erhalt dieser historischen Gärtenanlage gearbeitet und gekämpft und mein Herzblut da natürlich auch eingesetzt. Und das tut schon weh, wenn man das so für sich zulässt.“ Claudia Eigentlich eine deprimierende Feststellung. Und Frau Bracht-Schubert und Herr Kerschek würden wahrscheinlich auch manchmal gerne schreien wie unsere Jugendlichen. Oliver Aber was ist jetzt der Weg? Wo geht die Reise hin? In Potsdam… Kerschek „Es ist nicht nur, dass wir hier in Potsdam irgendwie wir ein Problem mit Klimawandel haben. Das ist also etwas, was in ganz Deutschland, wenn nicht sogar in ganz Europa oder auf der ganzen Welt natürlich immer mehr zunimmt. Und da suchen wir alle nach unterschiedlichen Lösungen und gehen unterschiedliche Wege, was ich ganz spannend finde, weil wir haben nicht den Lösungsansatz, sondern wir können in 30 oder 40 Jahren, kann man sagen, das hat funktioniert.“ Claudia Also kein Pessimismus. Sondern Aufbruch und Anpacken. Kerschek Man kann einen sehr schönen Tag in Sanssouci verbringen und sich dabei auch mit dem Klimawandel beschäftigen. Bracht-Schubert Die Ausstellung wird ja noch bis Ende Oktober zu sehen sein. Und wir würden uns freuen, wenn Sie uns hier im Park Sanssouci auch besuchen würden und sich die Ausstellung einmal vor Ort anschauen. Claudia Dann also auf nach Potsdam! Oliver Absolut, unbedingt. Und was sagen die heutigen Parkbesucherinnen und Besucher dazu? Kannst du noch ein paar Leute fragen? Frau „Find ich super, find ich wirklich klasse, weil hier hat man auch mal Zeit und Muße, sich drauf einzulassen.“ Mann „Ich habe auch gerade überlegt, in der Zeit, in der das angelegt wurde, da waren die Bäume ja wahrscheinlich alle so in der Höhe. Und was jetzt draus geworden ist über hunderte von Jahre. Ist schon beeindruckend. Wäre sehr schade, wenn das kaputtgeht." Ehepaar „Es ist ja ein Thema. Und damit müssen wir uns natürlich beschäftigen. Ist einfach so. Wir müssen stoppen, ja, finden wir beide wichtig.“ Susanne Finne-Hörr vom historischen Garten wieder zurück ins Studio und vielleicht auch gleich weiter ins Krankenhaus. Da haben wir ja eben schon mal drüber gesprochen, ein bisschen über deine Serie. Simon Vielleicht kannst du noch ein bisschen mehr erzählen, wie du diesen Alltag verarbeitest. Oder hat es was mit der Coruna Panne Milan zu tun gehabt? Wie hat dich das beeinflusst?
Simon Surjasentana: Also ich habe schon vor Corona mit den Krankenhausbildern angefangen. Eigentlich, seit ich im Krankenhaus arbeite, habe ich auch die Bilder dort gemalt und zu Hause, also eigentlich die Bilder schon immer gemalt, auch schon vor Corona. Also ich habe den Alltag, den ich erlebt habe, zu Hause nach Fotos, die ich dort gemacht habe, versucht umzusetzen in verschiedenen Formaten von klein bis groß, von Porträts über große Ölgemälde. Und angefangen hat das Ganze eigentlich im Nachtdienst. So, und da hat mir damals eine Kollegin, da gab es noch keine Smartphones, so.
Susanne Finne-Hörr: Schon so lange.
Simon Surjasentana: Her oder ich hatte damals noch kein Das war der Anfang und die hat mir da so eine kleine Digitalkamera geschenkt. Und damit bin ich dann über die Flure gelaufen bei uns auf Station und hab dann so die Atmosphäre, die dort entstanden ist, eingefangen und habe die dann später zu Hause auf Leinwand umgesetzt und das zu haben. Und das Ganze hat so 2012 angefangen, als ich mit der Ausbildung fertig war.
Susanne Finne-Hörr: Das heißt, du hast immer schon gemalt, also auch schon als Kind.
Simon Surjasentana: Ja, genau. Also ich wollte damals eigentlich so Comiczeichner werden, das war so mein Traum. Als Jugendlicher habe ich gerne Zeichentrickfilme gekuckt und habe versucht, eigene Batman Geschichten zu malen und so was in der Richtung. Das ist halt das, wo eigentlich so meine künstlerische Ader herkommt aus der Illustration eigentlich. Und also ich hab damals auch im Krankenhaus angefangen und hab mich am Anfang aber nicht so richtig getraut, da was zu machen, weil es so ein bisschen intim ist, was man dort alles so sieht. Und meine Bilder sind ja auch ziemlich persönlich und na, das ist so ein bisschen so langsam entstanden halt, dass ich mich da wohl wohlfühlte. Erst mal in Arbeit, also nach meiner Ausbildung dann. Und dann habe ich angefangen, die Fotos zu machen, auch Porträts zu machen von Patienten. Also das, woran ich mich noch erinnern, war, glaube ich, ein Dienst. Da war so ein älterer Herr und der war. Ein bisschen durcheinander. Musste halt auf den aufpassen. Und dann habe ich mich neben den gesetzt. Und weil ich nichts anderes zu tun habe, weil ich nicht aufpassen muss, habe ich den Anfang. Zu zeichnen ist das Allererste, was ich gemacht habe. Und so hat das eigentlich mit dem Ganzen angefangen.
Susanne Finne-Hörr: Hast du ihn dann gefragt, ob du das darfst?
Simon Surjasentana: Damals noch nicht. Der hat das nicht mehr so richtig verstanden. Also er hat seine Umwelt nicht so richtig wahrgenommen. Und das hab ich dann so für mich gemacht. Eigentlich die anderen Bilder, die so entstanden sind. Da habe ich im Vorfeld gefragt, ob das geht, wenn es möglich war. Also bei manchen passte das halt auch nicht. Also wenn ich gerade jetzt im Koma liegen und so, hm. Aber auch hinterher habe ich die dann auch gefragt, wenn es möglich war und jetzt noch mal Angehörige zu mir gekommen, die die Bilder dann gesehen haben, die dann total gerührt waren, dass sie dann ihre Angehörige gesehen hat. Das war so ein Bild da. Weil sie wieder ein bisschen fitter und das war für die ganz cool, die dann noch mal dazu sehen.
Susanne Finne-Hörr: Weil sie danach schon nicht mehr so fit war.
Simon Surjasentana: Ja, genau.
Susanne Finne-Hörr: Na ja, zum Teil sind das ja wirklich auch. Man sieht einen Mann, der ist relativ korpulent auf dem Rücken liegen und ich glaube, man sieht sogar seine Genitalien, also man, aber man erkennt ihn trotzdem nicht. Also da ist so aufgepasst, dass man die Leute nicht erkennen kann.
Simon Surjasentana: Ja, genau. Also bei mir ist es so, dass mein Fokus liegt nicht bei den Patienten. Der Fokus in meiner Kunst liegt halt an den Mitarbeitern, Kollegen, Ärzte, Krankenpfleger, Krankenpflegerinnen und so, das ist das, worauf es ankommt. Und die Patienten, die trotzdem in den Bildern da sind, die sind so, sie sind eher so reduziert, also abstrakt. Deswegen haben auch am Anfang ein bisschen gesprochen, wie sie meinen Stil ist und der ist sehr schnell und sehr spontan. Auch und vor allem. So ein bisschen abstrakt das Ganze. Man sieht teilweise Details, aber nicht alle. Also meine Kollegen, die erkennen sich ganz gut oft so an der Körperhaltung, wie sie sind. Die finden das halt irgendwie ganz cool deswegen, ähm und da kann ich das überhaupt auch machen, so, weil wir uns auch gut kennen und so, aber an sich sind meine Bilder teilweise mehr abstrakt als realistisch. Das ist so eine Mischung, so ein Spagat, den ich in meiner Kunst versuche zu gehen.
Susanne Finne-Hörr: Vielleicht sollten wir noch mal zurück ins herzogliche Museum kommen. Also es waren auch noch sieben andere Künstler, die die Werke geschaffen haben, in Anlehnung an das Thema unserer Jahreshauptausstellung. Enrico Freitag, Ines Klee, Thomas Lindner, Kaps aus Valencia und Petra Töppe. Max Rössler heißt er, hat, glaube ich, mit.
Simon Surjasentana: Mir studiert und an Bauhaus Universität. Genau, genau.
Susanne Finne-Hörr: Und er hängt auch sehr prominent ein Gemälde zwischen dem Gothaer Liebespaar und dem Tafelaltar. Es ist vielleicht etwas abstoßen. Also von weiten ist es ganz schick. Es handelt sich um eine Weste. Aber wenn man genauer hinguckt, dann ist das ein Druck aus einer Tierhaut. Und er hat auch mal erzählt, er hat Schweineheute sich direkt aus dem Schlachthaus anliefern lassen, hat die dann eben zum Druck benutzt. Er war auch mal Landwirt, hat er gesagt und hat eben auch das dann verarbeitet. Also ihr beide offensichtlich eure ursprünglichen Berufe oder die jetzigen.
Simon Surjasentana: Sehr, sehr spannende Arbeit von ihm.
Susanne Finne-Hörr: Bei den Stillleben von Balthasar veranlasst, hängt eins von der valencianischen Künstlergruppe Quattro ab. Ich weiß nicht, ob ich sie richtig ausspreche. Wo man. Auf den ersten Blick sieht man das gar nicht so richtig. Man hat ein Stillleben und dann, wenn man genauer hinschaut, sieht man auf einmal verpackte Bananen und eben das, was wir heute sinniger weise machen, manchmal etwas zu verpacken, was gar nicht verpackt werden muss.
Speaker 3: Gurke in Plastik, wo sie doch eine eigene Verpackung hat. Die Schale voll widersinnig.
Susanne Finne-Hörr: Genau das habe ich versucht auszudrücken. Das hat sie jetzt ein bisschen besser hingekriegt. Ja, Petra Töpfer hat eine Keramik geschaffen. Rundherum, da steht ein Porzellan oder ganz glatt polierte Möbel. Und da drinnen dann eben dieses sehr Haptische. Und um eben auch auf die Endlichkeit unserer Ressourcen hinzuweisen Ressourcen.
Speaker 3: Gutes Stichwort der Erdüberlastung Stack rückt jedes Jahr ein bisschen mehr nach vorne. Wie soll das weitergehen?
Susanne Finne-Hörr: Gibt es etwas, was du tust, damit es weitergehen kann?
Simon Surjasentana: Also ich fahre kein Auto. Nur wenn es wirklich sein muss. Sonst versuche ich den Zug zu nehmen. Fliegen? Eigentlich gar nicht. Also ich reise. Dann bin ich eigentlich mit meinem Rucksack und meinem Zelt unterwegs und versuche das Ganze so klimaneutral und CO2 neutral wie möglich zu machen.
Susanne Finne-Hörr: Das war jetzt ein gutes Stichwort, denn zu uns ins Museum kann man ja auch sehr gut CO2 und klimaneutral reisen, wo man dann eben dein Werk auch sehen kann. Man kann noch bis zum sieben und 20. Oktober die künstlerische Intervention sehen und auch unsere Jahreshauptausstellung jeweils von Dienstag bis Sonntag von zehn bis um 17:00 kann man deine Werke noch anderswo sehen, außer im Herzoglichen Museum momentan.
Simon Surjasentana: Also genau meine Werke hängen tatsächlich, worüber ich mich freue in verschiedenen Krankenhäusern, denn ich bin zurzeit in Deutschland unterwegs und versuche meinen Berufsstand noch besser kennenzulernen und besuche verschiedene Krankenhäuser und Kliniken und werde da teilweise auch eingeladen, um dort auch deren Alltag zu dokumentieren, was mir gerade total Freude macht, auch mehr kennenzulernen und jetzt durch meine Kunst auch reisen zu können.
Susanne Finne-Hörr: Und die Ärzte laden dich dann wirklich zu sich in Au Pair ein.
Simon Surjasentana: Ja, genau. Die fragen dann, ob ich sie nicht einfach besuchen will. Auch im OP oder Intensivstation oder Herzqualität. Also ganz verschiedene Bereiche. Jetzt in Jena zum Beispiel. Was mir jetzt in Thüringen bleibt, hängen zwei Bilder von mir, die sind im OP entstanden und das war für die Mitarbeiter richtig cool, mal zu sehen, was sie da eigentlich wirklich machen. Und auch mal wieder jemand zu sehen, der interessiert ist an deren Arbeit. Und das ist eine ganz coole Würdigung auch für meinen Beruf und auch für die Mitarbeiter dort. Ich freu mich Dann.
Susanne Finne-Hörr: Vielleicht noch ein Hinweis auch auf deinen Instagram Account. Da kann man dich auch sehen und du zeigst auch immer ganz schön, wie deine Werke entstehen. Da sieht man auch, wie das zur Generation Access of Tomorrow entstanden ist. Und außerdem findet ihr das Ganze auch noch in unseren Shownotes. Und es gibt die Möglichkeit, dich vielleicht auch vor Ort im Herzoglichen Museum zu sehen. Denn da bietet der Kurator, der letztlich die ganze künstlerische Intervention kuratiert hat, Timo Trümper Führungen an, auch zu deinen Werken, also zu allen zusammen. Aber da kann man dich vielleicht auch erleben, dass du mal mitkommst. Ja, genau.
Simon Surjasentana: Das kann man auch machen. Also wenn er da seine Führung macht, dann kann man im Vorfeld. Auch da mal drüber sprechen, dass ich auch dabei sein kann und dann direkt noch mal Fragen zu meinen Bildern hat. Der kann dann auch mit mir drüber sprechen. Susanne Finne-Hörr Genau dann müsst ihr euch einfach nur auf dem Laufenden halten auf unseren Instagram Accounts oder Facebook von unserer Stiftung oder auf der Website. Da findet ihr dann auch, wann unsere Führungen sind. Dann danke schön für das Gespräch. Schön, dass du da warst. Und bis bald. Simon Surjasentana Danke Susanne. Es hat mir wirklich sehr viel Spaß gemacht. Bis zum nächsten Mal. Susanne Finne-Hörr Tschüss. Outro: Der Friedenstein-Funk, das sind Susanne Finne-Hörr, Claudia Klein und Oliver Brod. Heute war Simon Surjasentana unser Studiogast. Stefanie Bracht-Schubert und Sven Kerschek haben uns durch den Schlossgarten von Sanssouci geführt. Und sieben (!) wütende Jugendliche haben ordentlich Dampf abgelassen. Danke fürs Zuhören und bis zum nächsten Friedensteiner Funkenschlag!
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